Chorprobe für Anfänger

Engagement
Linda Thomas / 14.08.2017
(c) Richard Neuhaus

Ich bin ein sehr sangesfreudiger Mensch und besuche so auch vermehrt Chorproben. Es gibt sicher einige von euch, die sich darunter  nicht so viel vorstellen können, deshalb möchte ich euch erzählen, was in einer Chorprobe so abgeht. Nicht jede Chorprobe läuft gleich ab und wird von den Chorleitern individuell gestaltet.

 

(c) Richard Neuhaus

 

Bevor’s los geht wäre vielleicht noch wichtig: Was braucht man eigentlich zum Chorsingen? Deine Stimme, Freude und Spaß am Singen, etwas zu Trinken und vielleicht ein Bleistift und eine Mappe, in der du deine Noten sammeln kannst. Die Noten bekommst du entweder vom Chorleiter/ der Chorleiterin oder von der dafür zuständigen Person im Chor. Wenn du Notenlesen kannst, ist das natürlich ein Vorteil und in manchen Chören ist das ein Aufnahmekriterium, wenn nicht, ist das aber auch nicht schlimm und man lernt es mit der Zeit.

 

Die meisten Chöre haben ein Probenlokal oder einen öffentlichen Raum an dem die Proben stattfinden. Dort findet man mich einige Zeit vor Probenbeginn ein, um sich mit noch mit FreundInnen unterhalten zu können, sich gegenseitig die neuesten Stories zu erzählen oder neue Mitglieder kennenzulernen. Meistens ertönt irgendein Zeichen, wenn die Probe startet. Man begibt sich dann in seine Stimmgruppe. Für Frauen gibt es da Sopran und Alt und für Männer Tenor und Bass. Sopran ist für Frauen, die höher singen können und Alt für all jene die sich in tieferen Lagen wohlfühlen. Für Männer und Jungs gilt das Gleiche für Tenor und Bass.

 

(c) Richard Neuhaus

 

Der Chorleiter oder die Chorleiterin erzählt eventuelle Updates und dann geht’s schon los  mit dem Einsingen. Dieses kann man mit dem Aufwärmen beim Sport vergleichen.  Es geht auch mit der Aktivierung des Körpers los. Da ist vom Hampelmann machen, über wild hin- und herspringen und sich überall abzuklopfen bis zum sich gegenseitig massieren alles dabei. Danach kommt die stimmliche Lockerung, wobei da das reflektorische Atmen trainiert wird. Das heißt so, da man da übt nach sämtlichen harten Konsonanten wie p, t, k und s so schnell wie möglich zu Atmen, da man beim Singen oft nicht genug Zeit hat ständig zu Atmen. Nach einiger Zeit Üben soll das Atmen nach diesen Buchstaben zu einer Art Reflex werden, deshalb reflektorisches Atmen. Wichtig dabei ist, dass man beim Atmen nicht die Schultern mit nach oben zieht, da das nach einer Zeit ziemlich unangenehm wird und man dann komplett verspannt ist. Außerdem sieht es von außen betrachtet auch nicht schön aus. Damit man diese Art zu atmen übt, führt der Chorleiter bzw. die Chorleiterin zum Beispiel Beatbox-Übungen vor. Beim reflektorischen Atmen trainiert man zudem sein Zwerchfell, weshalb man dabei anfangs auch mal Schluckauf bekommen kann.  Dann wird Stück für Stück die Stimme aufgewärmt.  Anfangs singt man kurze Melodien im Umfang von drei Tönen im sogenannten Terzambitus. Hat man das geschafft erweitert sich das Spektrum um zwei Töne und man befindet ich im Quintambitus. Da befindet sich die Stimme dann in der Vollschwingung.  Da die meisten Lieder, die man im Chor singt, aber mehr umfassen als fünf Töne, gibt es noch den Oktavambitus, bei dem alle Töne einer Tonlage, also acht Töne verwendet werden. Erwähnenswert ist vielleicht noch, dass man jede Übung in den drei Stadien immer um einen Halbton steigert, was bedeutet, dass besonders beim Oktavambitus die Übungen schon sehr hoch werden können, wenn man Alt oder Bass singt. Im Allgemeinen ist das Stadium rund um die Oktave dafür da, den Stimmumfang zu erweitern und die Grenzen der Stimme ein bisschen auszuloten. Wenn du aber merkst, dass sich deine Stimmbänder irgendwie komisch anfühlen oder etwas weh tut, hör lieber auf: dein Körper ist in diesen Fällen der beste Ratgeber. Die Melodien werden außerdem bei jeder Übung etwas länger und schwieriger und es ist ganz normal, wenn du da anfangs nicht mitkommst. Das lernt man mit der Zeit und es ist reine Gewöhnungssache, da sich die Einsingübungen auch oft wiederholen. Am Schluss des Einsingens werden dann noch einfache Lieder oder Kanons gesungen.

 

Dann geht’s los mit dem wirklichen Proben. Auch das ist von Chor zu Chor total unterschiedlich. Entweder man bereitet Stücke für ein anstehendes Konzert vor oder man singt nur so zum Spaß, um gemeinschaftlich Singen zu können. Auch die Chorliteratur, also die Stücke, die gesungen werden, variieren stark. In einem Jugendchor werden wohl eher Popsongs und moderne Stücke gesungen, andere Chöre haben ihre Vorlieben bei klassischen Komponisten wie Mozart oder Bach.

 

(c) Richard Neuhaus

 

Wie es dir beim Singen der Stücke geht, hängt von deiner Erfahrung im Chorsingen ab, ob du Notenlesen kannst oder ob du dir schnell Melodien erfassen kannst.  Jede Stimme hat seine eigene Zeile in den Noten und alle 4 Stimmen (und vielleicht eine Zeile für ein Begleitinstrument) werden links von einer Klammer zusammengefasst. Das nennt man dann System. Ist die Zeile der eigenen Stimme fertig, springt man runter ins nächste System, sucht sich seine Stimme und singt weiter. Anfangs hilft es sich seine Stimme zu markieren, damit man nicht so lange suchen muss.  Als ich angefangen habe in einem Chor zu singen, habe ich das absolute Worst -Case-Szenario erwischt. Ich konnte mehr schlecht als Recht Noten lesen und hatte keine Ahnung, wie man eine Chorpartitur überhaupt liest. Zu meinem Pech war das ganze Stück auch noch auf Schwedisch, also konnte ich mich nicht einmal am Text orientieren.  Da hilft nur eines: Sich neben eine Person stellen, die schon erfahren ist, laut singt und dir dann auch sicher gerne hilft. Gib auf keinen Fall auf und verlier den Mut nicht. Aller Anfang ist schwer und auch ich konnte am Ende der Chorprobe schon ein bisschen mitsingen.

Bei den wenigsten Chören klappt immer gleich alles wie am Schnürchen und im Laufe einer Probe wird das Stück mit jeder einzelnen Stimmgruppe erarbeitet. Ob in einer Probe mehrere Lieder angesungen werden, oder ob nur eines gesungen wird variiert. Oft gibt es auch eine Pause, denn das Singen ist anstrengend und eine kurzzeitige Erholung ist notwendig. Auch nach der Probe sitzt man meistens noch gemütlich zusammen, ob im Probenlokal oder beim Wirt von Nebenan, ist von Chor zu Chor unterschiedlich.

 

(c) Richard Neuhaus

 

Wenn dich jetzt auch die Lust am Chorsingen gepackt hat und du mal Lust hast eine Chorprobe zu besuchen, durchforste einfach mal das Internet nach Chören in deiner Nähe!

Für die OberösterreicherInnen unter euch kann ich die Website des Chorverbands Oberösterreich empfehlen, da könnt ihr ausgehend von eurem bevorzugten Ort (in Oberösterreich), auf einer Karte die Chöre sehen, die es bei euch in der Nähe gibt --> klickt hier!

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Jugendportal.at wurde zuletzt am 17.04.2024 bearbeitet.

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