Crossing Europe in Linz – eine Aretologie auf das Eigenwillige

Kultur & Events
Lena Leibetseder / 02.05.2018

In Linz passiert normalerweise nicht so viel, waschechte LinzerInnen lassen sich nur durch den Urfahraner Markt oder Aktionstage beim Leberkas Pepi begeistern – und durch das Crossing Europe Filmfestival Linz, das als Suggestion einer Replika des Wunderlands fungiert, in dem der Kinobesucher und die Kinobesucherin als Alice hinter jeder Ecke, in jedem Kinosaal und jedem Veranstaltungszentrum wie durch den Hasenbau in eine neue Welt fallen kann. 
Gut, dass das Filmfestival und der Urfahraner Markt terminlich zusammenfallen. Zwar fühlen sich die LinzerInnen dadurch regelrecht reizüberflutet, aber durch die Ambivalenz der beiden Festivals, wenn man den Urfahraner Markt denn so titulieren will, ergibt sich für jene, die vor dem akustischen Schlag ins Gesicht des Urfix flüchten wollen, ein sicherer Hafen aus Kinosälen, in dem jeder andocken kann. 

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Crossing Europe ist seit 2004 in Linz zu Hause und präsentiert jährlich Ende April um die 160 Filme. Darunter politische Dokumentationen wie Brexitannia, in der Timothy George Kelly den Exodus der Briten/Britinnen aus der Europäischen Union aus verschiedenen Blickwinkeln aufrollt, bildgewaltige, bunte Fantasy-Streifen wie Les garçons sauvages, in dem hinter den surrealen, hedonistischen Kulissen Geschlechtergrenzen verschwimmen oder Filme von oberösterreichischen Künstlern wie Kein halbes Leben von der aus Linz stammende Sybille Bauer, in dem sie die Beziehung zwischen ihr und ihrem Hund illustriert.

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Trailer zu Les garçons sauvages 
Passend zur eingangs aufgestellten Alice-Parabel wurde für das Festival das Unten, das sich Down the rabbit hole auf die Türen geschrieben hat, für eine Nacht wieder geöffnet. Unter dem Ursulinenhof wurde in Kooperation mit dem Solaris für dreiundzwanzig Nächte ein temporärer Club geschaffen, der sich ob des Mangels an vernünftigen Fortgeh-Etablissements in Linz großer Beliebtheit erfreute – für Crossing Europe öffnete es am Freitag ein vierundzwanzigstes Mal die Tür.
Denn das Festival endet nicht im Kinosaal, sondern geht noch viel weiter und streckt seine Fühler in der ganzen Stadt aus. Da ist einerseits Nightline, zu der sich auch die singuläre Unten-Wiedereröffnung zählt, die am OK Mediendeck mit zahlreichen namhaften Live-Acts wie L.A. Salami oder Silvana Imam bis tief in die Nacht einiges zu bieten hat, und andererseits zahlreiche Get-togethers und Talks, wie die am Sonntag am OK Deck stattgefundene Diskussion zu den Strategien des politischen Dokumentarfilms.

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Den Kern des weit auslaufenden Festivals bildet aber die Awards Ceremony, bei der in vier Kategorien – Wettbewerb Europäisches Kino, European Documentary Award, New Vision Award und Local Artists – Preise vergeben werden. 
Besonders beeindruckend ist der diesjährige Gewinnerfilm in der Kategorie Documentary, A woman captured von Bernadett Tuza-Ritter, der in beklemmender Bildsprache das Schicksal der 53-jährigen Marish visualisiert, die als Hausmädchen bei einer wohlhabenderen Familie arbeiten muss und dort aber eher wie eine häusliche Sklavin behandelt wird. Warum, wird nicht ganz klar, aber eine Ahnung von unbezahlten Schulden schimmert durch. Der Film strahlt dadurch, dass er nicht fiktional ist sondern Tuza-Ritter die blanke Realität abbildete, eine ganz andere Dunkelheit und Unruhe aus, als man es von Spielfilmen gewohnt ist. 
A woman captured beinhaltet also das, wofür das Crossing Europe Festival steht. Andere Blickwinkel, ungewohnte Perspektiven, die oft Totgeschwiegenes sichtbar machen, Einblicke in die europäische Filmwelt und eine Aretologie auf die unangepasste, eigenwillige Kunst. 

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Trailer zu A woman captured
 

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