Die Frau als Objekt

Wissen
Caroline Gritsch / 17.10.2016
Junge Frau

Versteht mich nicht falsch, ich liebe die Mode. Und noch mehr liebe ich es, im Jahr 2016, in einem Land wie Österreich in jeder erdenklichen Kleidung auf die Straße gehen zu können, ohne dass es jemanden interessiert.

Zumindest sollte es mich nicht interessieren, falls es doch jemanden interessiert. Denn obwohl man meinen möchte, dass gerade in unserer anscheinend so fortschrittlich-westlichen Gesellschaft Mode Privatsache ist, wird dieses Bild dank etlicher alltäglicher Gegenbeweise leider nie ganz erfüllt werden können. Es wird immer jemanden geben, der deine Mom-Jeans zu männlich, dein Make-up zu intensiv oder dein Top zu kurz findet. Das ist auch ok – Geschmäcker sind verschieden. Aber ok ist nicht, dass gerade solche Geschmackssachen als Ausrede genommen werden, die Frau Tag für Tag zu objektifizieren.

 

Das Jahr 2016: Für die einen bist du ein Feminazi, wenn du das gleiche Recht einer freien Brust, das Männer haben, genießen willst. Für die gleiche Gruppe von Menschen förderst du die Unterdrückung der Frau, wenn du freies Entscheidungsrecht beim Thema Verschleierung forderst.

Letztendlich kannst du es keinem Recht machen. Denn der Körper einer Frau gehört zwar ihr, wenn sie sich gegen islamische Werte richtet, aber wehe sie wagt es, eine Kurzhaarfrisur zu tragen. Denn dann wird sie gleich als Kampflesbe bezeichnet, die an Vaterkomplexen leidet.

 

Wonderwoman Spielfigut

 

Wir leben in einer Zeit, in der gefärbte Achselhaare, eine Karrierefrau oder auch eine versteckte Haarpracht solche Gefühle des Zorns in ein paar armen Seelen auslösen können, dass sie die Lösung einzig darin sehen, mit wüsten Beschimpfungen um sich zu werfen.

In einer Zeit, in der Hotpants als Grund gesehen werden, die Trägerin zurechtzuweisen, weil sich sonst männliche Mitschüler nicht mehr konzentrieren können. Nicht aber wird dafür gesorgt, dass ein Po nun mal ein Po ist und Brüste nun mal Brüste sind – und man weder das eine noch das andere anstarrt.

 

Im Jahr 2016: Gedankenströme, Klischees und Bilder von Junge und Mädchen, die von Geburt an in unschuldige kleine Köpfe eingebrannt werden.

Die Diskussion über den Eingriff in das Recht auf die eigene Entscheidung darüber, was man anziehen darf oder nicht wird gesellschaftsfähig. Die Vorstellung eines Paares, bei dem der Mann die Kinderbetreuung übernimmt & die Frau währenddessen arbeitet ist jedoch für viele noch immer absurd.

 

(c) pixabay

 

Oktober 2016: Der Durchschnittsmann hat in Österreich bereits das Jahresgehalt einer Durchschnittsfrau verdient.

Und Aussagen wie „Feminismus wird in der heutigen Zeit längst nicht mehr gebraucht.“, kommen trotzdem noch aus den Mündern von einer großen Gruppe von Männern, aber auch Frauen.

Die Unterdrückung, die Ungleichbehandlung der Frau – ein ewiges Dilemma in West und Ost, Süd und Nord. Ein Dilemma, dessen Lösung mehr erfordert als die bloße Änderung einer Bundeshymne. Mehr als die Erwähnung der Hälfte der Bevölkerung in Texten – welche noch immer verpönt und als „Vergewaltigung der Deutschen Sprache“ bezeichnet wird.

Wir brauchen Stimmen. Stimmen jener betroffenen Unterdrückten, egal ob mit oder ohne Schleier. Sei es nur der alltägliche sexistische Kommentar deines Opas.

Die Denkweise, nicht zu aller erst das Geschlecht in einem Menschen zu sehen, sollte schon längst selbstverständlich sein. Und diejenigen, die es noch immer nicht verstehen, sollte man eines Besseren belehren.

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Jugendportal.at wurde zuletzt am 15.04.2024 bearbeitet.

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