Eine Woche voll Gesang

Kultur & Events
Linda Thomas / 20.03.2017
(c) pixabay

Eines meiner liebsten Hobbies ist das Singen, deshalb singe ich in zwei Chören, eigentlich sogar dreien, wenn man den Schulchor dazuzählt und habe in der Schule als Instrumentalfach Gesang gewählt. Mein Gesangslehrer in der Schule  leitet nicht nur den Schulchor, sondern auch die beiden Chöre in denen ich singe.

Der erste Chor indem ich singe, nennt sich Linzer Singakademie. Ein Traditionschor, den es schon seit 1845 gibt, früher hieß er Sängerbund Frohsinn. Hier wird einmal wöchentlich im Probenlokal in Linz gesungen.

 

Der zweite Chor in dem ich gesanglich tätig bin ist der Oberösterreichische Landesjugendchor.  Dieser Chor ist eine Art Chorseminar, bei dem sich Jugendliche im Alter zwischen 16- 28 Jahren, zwei Mal im Jahr zum Proben treffen. Geprobt wird meistens für ein Projekt, das dann aufgeführt wird.

Konzerte gehören zum Gesang dazu. Tja, aber wie es allerdings ist eine ganze Woche (9.10.2016-15.10.2016) lang fast jeden Tag zu singen, erfahrt ihr jetzt.

 

Meine Woche begann an einem Sonntag, etwas ungewöhnlich vielleicht. Noch ungewöhnlicher war, dass ich in die Schule musste. Warum? Nun, dort fand die Orchesterprobe für die Carmina Burana statt. Dieses Werk führte die Linzer Singakademie in der kommenden Woche gemeinsam mit dem Hard-Chor und dem Kinder- und Jugendchor bee-laut auf, um unser gemeinsames Probenlokal - das Chorhaus Frohsinn -  zu eröffnen. Ich betrat den Festsaal, eine Art große Aula, in dem sich schon das ganze Orchester und 150 andere Sängerinnen und Sänger versammelt hatten. Zu meinem Pech war ich leider ziemlich erkältet, was mich aber trotzdem nicht daran hinderte, begeistert in der mehr als 3 Stunden langen Probe mitzusingen. Es war zwar anstrengend, aber auch lustig und vor allem spannend, weil ich zuvor noch nie mit einem Orchester gesungen hatte.

 

Am nächsten Tag stand der Schulchor auf dem Plan. Das eifrige Singen am Vortag war doch keine so gute Idee gewesen, da meine sowieso schon angeschlagene Stimme mich im Stich ließ, so dass ich mich zur Seite setzen und meinen Klassenkollegen- und kolleginnen das Singen überlassen musste.

 

Der folgende Tag war ein Dienstag und nach der Schule machte ich mich auf den Weg zum Brucknerhaus, einem großen Konzerthaus in Linz, da dort die Generalprobe für die Carmina Burana stattfand.  Als ich alleine auf der Bühne stand und in den leeren Saal starrte, kam mir sowohl die Bühne als auch der Saal ziemlich groß vor. In den Saal passen 1200 Zuschauer und ich konnte mir noch nicht vorstellen, wie der Saal gefüllt aussehen würde. Auch die Generalprobe war sehr fordernd, da ich meiner Stimme aber am Tag zuvor eine Pause gegönnt hatte, funktionierte das alles sehr gut.  Die Carmina Burana ist zwar ein wunderschönes, für den Sänger bzw. die Sängerin aber ein sehr anstrengendes Werk, da man an einigen Stellen sehr laut singen, ja beinahe schreien muss, um den Wünschen des Komponisten und des Dirigenten zu entsprechen.  

 

Am Mittwoch war der große Tag gekommen, der Tag an dem ich gemeinsam mit 150 anderen Chorsängerinnen und Chorsängern die Carmina Burana im großen Saal des Brucknerhauses singen sollte. Der Ablauf des Abends gestaltete sich so, dass sich alle Chöre des Chorhauses mit einigen Liedern vorstellten. Den Anfang machte der Kinder-und Jugendchor bee-laut, gefolgt vom Hard- Chor, was für die Linzer Singakademie und mich eine längere Wartezeit hinter der Bühne bedeutete und die Nervosität und Anspannung beachtlich anstiegen ließ. Als wir die Bühne schließlich betraten, wurde ich zuerst vom Scheinwerferlicht geblendet und wir stellten uns in Choraufstellung auf, was bedeutete, dass die Frauen in den ersten beiden Reihen standen und die Männer in der dritten Reihe dahinter. Gemeinsam mit drei anderen Mitgliedern der Linzer Singakademie stellte ich mich an den Bühnenrand und wir performten „Bring me little water Sylvie“ - ein Traditional, zu dem wir eine Bodypercussion machen. Danach sangen wir ein etwas ruhigeres Lied: „Sure on this shining night“ von Morten Lauridsen. Im Anschluss wurde es Zeit für das große Highlight unseres Konzertes : Die Carmina Burana. Wenn ich eine kurze Pause vom Singen hatte, versuchte ich die ZuschauerInnen zu zählen, doch es waren so viele, dass ich aufgab. Nachdem die letzten Töne der Carmina Burana verklungen waren, eilte ich in einen Nebenraum der Bühne, um einen Strauß Blumen zu holen, den ich der Solistin überreichte. Ich spurtete wieder zurück auf meinen Platz, gerade noch rechtzeitig, bevor wir mit „Forgotten Promises“ von Sami Yusuf begannen. Danach erfolgte ein tosender Schlussapplaus und dieses atemberaubende Konzerthighlight war vorbei. Noch zugeschüttet vom Adrenalin des Konzerts setzte ich mich mit meiner Familie und meinen FreundInnen in das zum Brucknerhaus gehörende Resteraunt und wir feierten das gelungene Konzert.

 

Am nächsten Tag stand Gesangsunterricht in der Schule an. Da wir aber alle vom Vortrag komplett übermüdet und fertig waren, beschlossen wir noch einige Vorbereitungen für das Landesjugendchortreffen zu treffen. Dieses fand am Wochenende (14.-15.10 2016) in Linz statt und mein Gesangslehrer, der eben auch Landesjugendchorleiter Oberösterreichs ist und sein Team organisierten alles. Hierbei trafen sich alle 10 Landesjugendchöre Österreichs in Linz und sangen gemeinsam. Da das Datum zeitlich in die Nähe von Anton Bruckners Todestag fiel, lag der Fokus besonders auf seinen Werken.  Am Samstag dem 15.10. fanden vormittags Proben in der Schule statt und wir kontrollierten jetzt in welchen Klassenräumen Klaviere standen, ob sie einigermaßen gestimmt waren und ob noch welche benötigt wurden.

 

Am Freitag dem 14.10.2016 begann das Landesjugendchortreffen für den Oberösterreichischen Landesjugendchor - somit auch für mich - in St. Georgen im Attergau. Dort probten wir noch ungefähr zwei Stunden  im Pfarrsaal bevor wir zu unserem Konzert in die Kirche gingen. Dort hörten wir zuerst den Singfonikern in F und dem Landesjugendchor Wien zu, bevor wir  an der Reihe waren und einige Songs zum Besten gaben. Danach fuhren wir wieder nach Hause, denn der folgende Tag sollte erst recht anstrengend für mich werden.

 

Am nächsten Morgen stand ich um 8:00 Uhr in der Schule und beklebte 10 verschiedene Türen mit dem Namen jener Landesjugendchöre die in diesem Raum proben sollten. Ungeachtet dessen, dass Samstag war, würde ich mich in wenigen Minuten mit einigen Mitgliedern des Oberösterreichischen Landesjugendchores treffen und diese 10 Klassenräume so umräumen, dass ein Chor darin proben konnte. Also stellten wir alle Tische zur Seite und die Stühle in einem Halbkreis auf. Dass in allen diesen Räumen Klaviere standen, hatten wir am Donnerstag schon organisiert. Um 9:30 fanden sich schließlich alle  Landesjugendchöre Österreichs sowie der Südtiroler Landesjugendchor im Festsaal ein, der mit gut 500 Personen richtig voll war. Wir sangen uns gemeinsam ein und probten kurz die Top 10 der  österreichischen Chorsongs, die wir später am Hauptplatz singen würden. Anschließend begab sich jeder Landesjugendchor in seinen Raum und probte mit einem anderen Landesjugendchorleiter seine Brucknermotette für das Konzert, den „Motetten-Crash“ im neuen Dom am Abend. Nach einer etwas längeren Mittagspause trafen sich alle pünktlich um 14:45 Uhr am Taubenmarkt und begannen sich in einer langen Reihe aufzustellen. Da sich auch andere Chöre beteiligten und wir deshalb mehr als 750 Sängerinnen und Sänger waren, reichte die Schlange bis zur Mozartkreuzung.  Jeder Leiter eines Landesjugendchores stand auf einer Stehleiter und um 15:10  erschallte zeitgleich Locus Iste, die berühmteste Motette von Anton Bruckner. 

 

(c) Linda Thomas

 

Nach dem das Stück verklungen war begaben sich alle zum Hauptplatz um die Top 10 Songs der österreichischen Chorszene zu singen. Vom Jodler über Johannes Brahms „Erlaube mir feins Mädchen“  bis zu einem  afrikanischen Traditional war alles dabei. Nachdem dieses großartige Erlebnis vorbei war, marschierten wir zum neuen Dom und probten für das abendliche Konzert.  Danach hatten wir einige Stunden Zeit zur freien Verfügung, die ich zum Runterkommen und Abendessen nutzte. Schließlich trafen sich um 19:45 Uhr alle im Dom und um 20 Uhr begann das Konzert. Erst präsentierte der Jugendchor Österreich sein Programm. Dieser besteht aus den 40 besten jungen Sängerinnen und Sängern Österreichs, da jeder Landesjugendchor seine 4 besten Sängerinnen und Sänger dahinschickt. Im Anschluss daran sang jeder Landesjugendchor nacheinander seine Motette. Ich sang gemeinsam mit dem Oberösterreichischen Landesjugendchor „Tantum Ergo“.  Danach trafen sich alle Landesjugendchorleiter in der Mitte des Doms und stellten die Stoppuhr, denn nach einer Minute erklangen alle Brucknermotetten gleichzeitig. Wie das klingt, hört ihr in der mp3 Datei am Ende des Artikels.  Dies war der Höhepunkt und gleichzetig das Ende des Konzerts und alle Sängerinnen und Sänger begaben sich zum Jugendgästehaus, um dieses gelungene Wochenende mit einer großen Party zu feiern.

 

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Das war das Ende meiner Woche voller Gesang und obwohl das viele Proben und auch das Singen der Konzerte ganz schön anstrengend war, möchte ich keine einzige Sekunde missen. Ich hatte viel Spaß, habe einiges dazugelernt und viele neue Leute kennengelernt.

 

Falls ihr auch gerne singt und ihr auch Lust habt gemeinsam mit anderen zu singen, habe ich da was für euch: Der Oberösterreichsiche Landesjugendchor sucht neue Mitglieder im Aller von 16-26 Jahren. Mehr Infos dazu findet ihr auf der Website des Chorverbandes Oberösterreich

Motetten Crash zum Nachhören!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Jugendportal.at wurde zuletzt am 17.04.2024 bearbeitet.

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