Josef Hader: mutiger Künstler, ängstlicher Mensch

Kultur & Events
Barbara Strasser / 05.03.2018
Josef Hader

In meiner Tätigkeit als Youth Reporterin durfte ich schon viele Menschen interviewen: Sozialarbeiter, Flüchtlinge, Ecuadorianische Tanzlehrer, JournalistInnen und auch PolitikerInnen während des Wahlkampfes. Was das angeht hat mir bis vor kurzem noch eine wichtige Berufsgruppe gefehlt, die KünstlerInnen – und genau da habe ich einen Lotto-6er erzielt: Ich durfte nämlich nicht nur irgendeinen Hans Wurst-Künstler interviewen, sondern Josef Hader. Ja, DEN Josef Hader: Kabarettist, Schauspieler, Drehbuchautor und Regisseur. Der Künstler, der die Österreichische Kulturlandschaft geprägt hat wie vermutlich kein anderer. Erst im vergangenen Jahr hat er mit der „Wilden Maus“ sein Debüt als Regisseur feiern dürfen und wurde für seine Darstellung des Stefan Zweig in „Vor der Morgenröte“ beim Europäischen Filmpreis in der Kategorie bester Schauspieler nominiert. Bekannt ist er vor allem für seine Kabarettprogramme, für seine Rolle als Simon Brenner in den Verfilmungen der Wolf Haas Romane und natürlich für den Kultstreifen „Indien“.
In den letzten Jahren haben wir ihn immer wieder auf der Kinoleinwand in Titelrollen in internationalen Produktionen bewundern dürfen, so auch seit kurzem in einem neuen deutsch-österreichischen-niederländischen Film: „Arthur und Claire“:  Ein krebskranker Mann will seinem Leben in einer Klinik in Amsterdam ein Ende setzen, macht aber an seinem letzten Abend eine unerwartete Bekanntschaft, die vielleicht alles ändert.

 

YR: Wie geht es Ihnen, wenn Sie große Projekte abschließen und es um Sie wieder ruhiger wird?

Hader: Es ist eine große Erleichterung. Ich habe oft einen Wechsel zwischen den Zeiten, in denen ich viel herumfahre, weil ich auf Tournee bin und Zeiten, in denen ich Zuhause bin und schreibe. Diesen Wechsel mag ich sehr gerne, weil ich dadurch zwei verschiedene Berufe habe: einen ruhigen und einen unruhigen.

YR: Ist es schwierig für Sie, sich nicht auf seinen Lorbeeren auszuruhen und sich neue Projekte zu suchen?

Hader: Ich funktioniere so, dass ich am liebsten immer gleich ganz andere Dinge mache, nach Filmprojekten suche ich nicht nach einer neuen Filmidee, sondern wende mich anderen Projekten zu.

YR: Sie haben ja auch in ein paar Filmen mit Ihrer Partnerin Pia Hierzegger zusammengearbeitet, war das schwierig? Haben Sie Konflikte mit nach Hause genommen?

Hader: Nein, es ist so, dass bei einem Dreh so viele andere Menschen da sind, dass man sich automatisch zusammenreißt und die Gemeinschaft der Leute, die am Set sind, ist viel stärker als private Dinge. Die lässt man Zuhause, weil es eh genug andere Probleme bei der Arbeit gibt.

YR: Wie geht es Ihnen mit einem Leben in der Öffentlichkeit?

Hader: Für mich ist es nicht so arg, wie für Leute, die jede Woche im Fernsehen sind oder wie z. B. für einen Musiker, der gerade hip ist. Das wäre eine andere Art von Popularität, die mich vielleicht stören würde, aber so populär bin ich nicht. Dadurch, dass ich nicht regelmäßig im Fernsehen bin, sondern nur manchmal und dann für ein paar Monate gar nicht vorkomme, kennt mich nur ein bestimmtes Publikum, das sehr nett zu mir ist, mich manchmal anredet und manchmal nicht, aber so, dass es mich überhaupt nicht stört. Ich habe immer eine Kappe auf und von Natur aus eine gebückte Körperhaltung (lacht) – ich kann mich da sehr unauffällig verhalten.

YR: Eigentlich wollten Sie ja Lehrer werden und haben Germanistik und Geschichte studiert, war vorher der Wunsch schon da?

Hader: Ich wollte es immer gerne machen, aber habe es mir nicht zugetraut, es als Beruf zu machen, weil ich nicht sehr viel Selbstvertrauen habe. Stattdessen wollte ich es immer als Hobby machen, weil ich Angst hatte vom Geld abhängig zu sein und deswegen Kompromisse eingehen zu müssen, um davon leben zu können. Nie hätte ich mir gedacht, dass es etwas werden kann, warum sollte ich den Durchbruch haben? Ich habe dann so dahingearbeitet und so getan als wäre es kein Beruf obwohl es schon längst einer war, weil ich immer weniger studiert habe und immer mehr Kabarett gespielt habe. Da bin ich dann reingerutscht. Als ich mich dann dazu entschlossen habe, es beruflich zu machen, bin ich eigentlich mutiger geworden, weil ich mir gedacht habe, wenn das ein richtiger Beruf ist, dann will ich mehr davon, auch künstlerisch. Privat bin ich kein besonders mutiger Mensch und habe Angst vor vielen Dingen. Im künstlerischen Bereich hatte ich von Anfang an Mut und auch eine gewisse Unbekümmertheit. Vielleicht bin ich ein ängstlicher Mensch, aber ganz mutiger Künstler.

YR: Raten Sie jungen Menschen dazu, eine künstlerische Laufbahn einzuschlagen?

Hader: Meine Erfahrung ist, dass es absolut auf den Willen ankommt und dass man es so gerne macht, dass es keine Arbeit ist, sondern eine Freude. Und ein bisschen Glück braucht man natürlich auch. Aus dem Grund würde ich jedem jungen Menschen absolut dazu raten, es zu verfolgen und seine ganze Kraft reinzustecken. Ich selber hatte einen Plan B im Hinterkopf, der mich freigemacht hat, manche Leute wollen das aber vielleicht nicht, das kommt immer auf den Menschen an. Wenn es nicht geklappt hätte, wäre ich Lehrer, würde mit den Kindern viel Theaterspielen und Kabarett als Amateur machen und wäre auch glücklich.

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