No mathematics: Die einzige Diagonale, die rockt!

Kultur & Events
Maria Kuen / 03.04.2017
(c) Pibernig

„Eine Diagonale ist eine Strecke, die zwei nicht nebeneinanderliegende Ecken eines Vielecks verbindet.“ Doch es gibt auch eine Diagonale, die euch mit Sicherheit begeistern kann: Die Diagonale - das österreichische Filmfestival! Die beiden Festivalleiter, Sebastian Höglinger und Peter Schernhuber, bieten Einblicke in Neuerungen und Schwerpunkte des diesjährigen Festivals und verraten vorab ihre ganz persönlichen Filmtipps, die ihr auf keinen Fall verpassen solltet. 

 

(c) Lukas Maul

 

Save the date- FAQs zur Diagaonale

Seit 1998 findet die Diagonale jährlich in Graz statt. Heuer feiert das Filmfestival ein besonderes Jubiläum: das zwanzigjährige Bestehen! Im Zentrum der Diagonale stehen das österreichische Kino und seine international renommierten Filmschaffenden.  Vom 28. März bis 2. April 2017 können Filmbegeisterte vier Festivalkinos und das Festivaldistrikt rund um das Kunsthaus Graz besuchen. Das Festival wird am 28. März um 19:30 mit dem Dokumentarfilm „UNTITLED“ von Michael Glawogger und Monika Willi eröffnet.  Glawogger reiste 4 Monate und 19 Tage durch den Balkan, Italien, Nordwest-und Westafrika bevor er starb. Seine Wegbegleiterin und Editorin Monika Willi gestaltete aus dem gedrehten Material und Glawoggers Reisetagebuchtexten diesen überaus sehenswerten Film.

Im Rahmen des Festivals werden rund 100 aktuelle österreichische Spiel-, Dokumentar-, Kurz-, Animations- und Experimentalfilme gezeigt und hochdotierte Filmpreise vergeben.

 

Diagonale ´17- Änderungen und Highlights

Worauf darf man sich bei dem diesjährigen Festival besonders freuen?

Empfehlenswert ist beispielsweise der Besuch eines Kurzfilmprogramms. Heuer haben wir erstmals experimentelle Arbeiten, Musikvideos, Spiel- und Dokumentarfilme kombiniert. Die genreübergreifende Programmierung begünstigt hoffentlich die eine oder andere unerwartete formale oder inhaltliche Überraschung beim Kinobesuch. Unsere Kurzspielfilme werden heuer beispielsweise erstmals von Musikvideos flankiert. Schauen Sie sich das Gudrun von Laxenburg-Video zu Moving Water von Sebastian Mayr an und staunen Sie, was in diesem kleinen Land Großes in Sachen Musikvideo möglich ist!

 

Gibt es grundlegende Änderungen das Kino- und Rahmenprogramm betreffend?

Wir blicken auf eine für uns sehr erfreuliche erste Festivalausgabe 2016 zurück und möchten in diesem Jahr vor allem stabilisieren, d. h. die Neuerungen aus dem Vorjahr konkretisieren. Schon im Vorjahr waren wir in der glücklichen Situation, von Barbara Pichler ein funktionierendes und gut etabliertes Festival übernehmen zu dürfen. Die Übergabe lief, für den Kulturbetrieb – alles andere als selbstverständlich – sehr harmonisch, freundschaftlich und ohne jegliche Allüren. So konnten wir flink unsere Ideen in ein bestehendes Konzept einbringen und die eine oder andere sanfte Änderung vornehmen. Dabei ging es uns besonders darum, das Festival stärker aus Graz heraus zu denken und auch über den eigenen Filmbranchen-Tellerrand zu blicken, ohne dabei die DNA und den Charakter des Festivals aufs Spiel zu setzen.

 

Welche Schwerpunkte wurden dieses Jahr gesetzt? Stichwort: 1000 Takte Film.

Einhergehend mit den österreichischen Poperfolgen der jüngeren Vergangenheit hat Pop als Tummelplatz von Ideologie und Identität, als Austragungsort politischer und gesellschaftlicher Debatten, wieder an Aktualität gewonnen. Nach der Reihe „Österreich: zum Vergessen” im Vorjahr, setzt die Diagonale ihre Befragung von österreichischer Identität und deren (Film-)Bildern in diesem Jahr fort. „1000 Takte Film“ fahndet nach Pop-Motiven im österreichischen Kino und spannt den Bogen von Dorfdisco-Hedonismus bis Beislanarchie, von Wolfgang Ambros bis Avantgarde, von Bilderbuch bis Barbara Albert und von Nina Proll – in Katharina Mücksteins Talea – bis Wiener Proll – in der Verfilmung der „Proletenpassion“ der Kultformation Schmetterlinge.

 

Exklusiv-  persönliche Filmtipps der Festivalleiter

Können Sie uns vorab Filmtipps geben, welche man auf keinen Fall verpassen sollte?

Die Diagonale bringt heuer rund 190 Filme aller Genres und Längen auf die Leinwände der Grazer Kinos. Wir möchten über jene drei sprechen, die den Grazerinnen und Grazern bereits von den heurigen Festivalplakaten entgegenstrahlen: In Rot gehalten haben wir es mit dem wunderbaren, auf der Berlinale preisgekrönten Spielfilmdebüt Die beste aller Welten des jungen Salzburger Regisseurs Adrian Goiginger zu tun. Eine sehr persönliche Familiengeschichte über einen kleinen Jungen, der in einem schwierigen, jedoch für ihn immer auch liebevollen Milieu aufwächst und der befeuert von seiner Abenteuerlust und Neugierde seine Kindheit auslebt. Großartig: Verena Altenberger in der Hauptrolle – eine wahre Entdeckung! Die grünen Plakate zeigen den Blues-Musiker Leo „Bud“ Welch, der erst mit 81 Jahren „entdeckt“ wurde und gerade seine Karriere startet. Late Blossom Blues ist ein Porträt dieses ungewöhnlich charmanten, mitunter schrulligen alten Herrn und zugleich eine Erzählung über die Ursprungsregion des Blues. Welcome to Mississippi! Der beobachtende, erwiderte Blick aus dem Fenster hinüber zum Vis-à-vis auf den blauen Plakaten stammt aus Michaela Schwentners Film personne. Eine der vielen neuen Arbeiten im Bereich Innovatives Kino, die die Diagonale 2017 nach Graz bringt. Fans des österreichischen Kinos werden in der abgebildeten Frau Stephanie Cumming erkennen, die u. a. in der Hauptrolle in Gustav Deutschs preisgekröntem Film Shirley – Visions of Reality brillierte.

Auch im Rahmenprogramm gibt es viel zu entdecken – beispielsweise die beiden Dokus The Bands sowie Eiszeit im Pop-Special oder auch die exklusive Graz-Preview von Ana Lily Amirpours The Bad Batch.

 

(c) Paul Pibernig

 

Feiern mit gutem Gewissen- die Nachhaltigkeitsstrategie der Diagonale

Inwiefern verfolgt das Festival eine Nachhaltigkeitsstrategie?

Nachhaltigkeit ist ja ein Buzzword und Initiativen, die sich darum bemühen, laufen allzu oft Gefahr, moralisierend, didaktisch und/oder bevormundend zu sein und Richtung Greenwashing abzudriften. Umso wichtiger war es uns, mit der Initiative „Diagonale #denktweiter“ en détail zu schauen, wo und wie ein Festival wie die Diagonale Akzente setzen kann, um das gesellschaftliche Zusammenleben verantwortungsbewusster und sorgsamer zu gestalten. Konkret heißt das, dass wir beispielsweise bei der Produktion unserer Merch-Produkte auf regionale Unternehmen setzen oder mit unseren Partnern und Sponsoren gemeinsame Ideen umsetzen. Zentral geht es aber auch um Beschäftigungsverhältnisse und soziale Aspekte im Kontext Festivalarbeit.

 

Graz pulsiert- Das Festival bietet ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm

Den Kern des Festivals bildet der Filmwettbewerb, begleitet wird das Festival im und rund um das Festivalzentrum Kunsthaus Graz von umfangreichen Rahmen-und Vermittlungsprogrammen: Ausstellungen, Workshops und Diskussionen zu aktuellen kultur- und filmpolitischen Fragen lohnen einen Besuch. Auch das Feiern kommt beim Festival nicht zu kurz. Diagonale #DurchDieNacht lässt lange Tage, geprägt von Filmen, Ausstellungen und Diskussionen, mit einer feinen Mischung aus Cocktails, DJs und Liveauftritten ausklingen. Gefeiert und getanzt wird im HDA, in der Bar 8020 und bei der Diagonale Awards Party im Orpheum, wo samstags Gudrun von Laxenburg live auftritt. Nach einer langen Partynacht lädt das Cinema Next Breakfast Club’17 von 11-13 Uhr in der Bar 8020 zu einem gemütlichen Frühstück ein. Diese Aktion bietet auch die Möglichkeit, sich mit anderen Teilnehmern zu vernetzen und über das Tagesthema zu diskutieren. Die Teilnahme am Breakfast Club ist kostenlos, eine Anmeldung ist jedoch aufgrund der beschränkten Teilnehmerzahl zu empfehlen.

                         

(c) Paul Pibernig

 

Weitere Infos zur Diagonale, sowie den Spielplan und Ticketpreise findet ihr hier

 

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Jugendportal.at wurde zuletzt am 23.04.2024 bearbeitet.

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