Warum uns die neuen Corona-Maßnahmen eigentlich egal sein müssten

Politik
Elias Bernhard / 27.10.2020
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Corona Exit Strategy, Bild: pixabay

Ein Kommentar von Elias Bernhard

Am vergangenem Montagvormittag war es wieder soweit. Ein Teil der Regierungsspitze, namentlich Bundeskanzler Sebastian Kurz, Vizekanzler Werner Kogler, Gesundheitsminister Rudolf Anschober und Innenminister Karl Nehammer, erschien uns vor den TV-Bildschirmen. Im seit Frühling gewohnten Ambiente wurden aufgrund des hohen Anstiegs der Covid-Neuinfektionen wieder einmal neue Maßnahmen angekündigt, die letztendlich am 25. Oktober in Kraft treten werden. Die Themen waren uns vertraut: Beschränkung der Zusammenkünfte, weniger TeilnehmerInnen bei Veranstaltungen, und so weiter.

Nur werden die gewohnten Themen nicht mehr wie gewohnt angenommen. Die einen fühlen sich bevormundet, die anderen kontrolliert. Die Zeit der absoluten Loyalität aus dem Frühling ist vorbei und viele ÖsterreicherInnen wollen den Verlust ihrer „Freiheit“ und Eingriffe in ihr Leben nicht mehr so leicht hinnehmen. Keinesfalls nur VerschwörungstheoretikerInnen sind mit den Maßnahmen nicht mehr einverstanden. Es kennt nicht jede/r jemanden, der/die an Corona verstorben ist. Zum Glück.

Es geht immer noch um die Basics

Die Regierung sowie dieser Teil der Bevölkerung begehen in dieser entzündlichen Situation auf beiden Seiten große Fehler. Während über „6 oder 10 Personen Indoor“ oder über eine Sperrstunde „um 22 oder 23 Uhr diskutiert“ wird, vergessen viele in unserer Gesellschaft viel zu oft die Basics.

Im Vergleich zum Frühjahr kennen wir alle in gewisser Weise die Zauberformel, um die Neuinfektionszahlen möglichst gering zu halten: Kontaktpersonen reduzieren, Maske tragen an Orten, wo der Mindestabstand nicht eingehalten werden kann und vermehrt auf Hygiene achten.

Doch zum Graul vieler BürgerInnen erklären die, wie sie es vermeintlich ausdrücken würden, „vier Herren vor einer Plexiglasscheibe, was Neues zu tun ist und wie sich ihr Leben zu verändern hat“. Doch leider ist unsere Gesellschaft doch auch selbst daran schuld. Anstatt uns gemeinsam auf die bereits bekannten Prinzipien zu berufen, streiten sich Teile der Bevölkerung über banale Regelungen, welche allesamt durch das Einhalten der genannten Regeln vermeidbar gewesen wären.

Fehlende Solidarität

In Rage über das, was uns „die da Oben“ wieder einmal vorschreiben, vergessen die WutbürgerInnen, sowie die Herrschaften im Kanzleramt in ihrer Kommunikation, worum es denn wirklich geht: Es geht nicht nur um „dich" oder um deine „Freiheitsverletzung“, sondern es geht um die Folgen unserer Gesundheit und Wirtschaft.

Bei jedem Verständnis für Kritik an einem Lockdown und die Angst vor härteren Maßnahmen, es liegt gerade jetzt an uns allen!

Reisewarnungen, verfrühte Sperrstunden und eingeschränkte Veranstaltungen werden aufgrund der täglichen Neuinfektionen verhängt. Und genau dafür ist die Bevölkerung mit dem Nicht-Einhalten der Basics mitverantwortlich und so auch für den Ruin ganzer Branchen.

Eigentlich bräuchten wir keine neuen Regelungen, sondern nur Verständnis und Solidarität. Das das wissen wir jetzt schon eine ganze Zeit und das sollte wirklich bei Allen angekommen sein.

Warum wir uns an die Grundregeln halten

Zurück zur politischen Kommunikation. Anstatt sich auf den Erfolg der Maßnahmen im Frühjahr zu beziehen ist es nun um so wichtiger, zu erklären, warum wir uns an die Grundregeln halten müssen. Auch wenn eben nicht jeder oder jede von uns einen Todesfall durch Corona in seinem Umfeld zu beklagen hat.

Um es mit dem Worten des Innsbrucker Sozialwissenschaftlers Lukas Kerschbaumers im Magazin „Guten Morgen Österreich“ am selbigen Montagmorgen zu sagen: „Jeder kennt mittlerweile jemanden, der arbeitslos ist oder in Kurzarbeit oder von Einsamkeit betroffen ist“.

Es ist nicht nur mehr der gesundheitliche Schaden, der uns an die Regeln erinnern sollte, sondern die Folgen einer Wirtschaftskrise und die psychische Belastung vieler Mitmenschen.

Im Frühjahr hieß es, dass wir Jungen auf die Alten schauen sollten, Jetzt jetzt ist es wichtig, auf die Arbeitsplätze zu achten. Reisewarnungen haben und werden gerade im Tourismus ServicearbeiterInnen, Hilfskräften und noch vielen weiteren Beschäftigten ihren Job kosten. Immer mehr Leute dieser Art treffe ich nun im Rahmen meines Zivildienstes in einer Teestube für Obdachlose an und auf diese Entwicklung würden die Betroffenen, sowie ich selbst gerne verzichten.

Egal ob wir zu sechst oder zu zwanzigst eine Party feiern, wenn wir auf eine so gut als möglich verzichten können und gemeinsam auch nur einen Arbeitsplatz retten, sollte es sich doch gelohnt haben.

 

Youth Reporter-Artikel zum Thema Coronavirus / COVID-19:

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