"Asylanten belohnt!" - Fake News und Hasspostings im Internet

Wissen
Angelika Wanzenböck / 06.03.2017
(c) pixabay

"Asylanten belohnt!" - Dieses Gerücht hat sich sehr in den Köpfen zahlreicher Österreicher und Österreicherinnen festgesetzt. Dies kam mir auch immer wieder während der Recherche und Durchführung meiner Bachelorarbeit unter.

Angst und Neid

Aussagen wie „Flüchtlinge kriegen so viel geschenkt“ und „Die kriegen so viel Unterstützung und wir Österreicher nicht“ verdeutlichen die Emotion Neid, welche gegenüber Flüchtlingen da ist. Schon Nietzsche beschäftigt sich unter dem Begriff „Ressentiment“ mit einem Zusammenhang zwischen Neid und daraus resultierendem Hass.

Dieses zu Beginn angeführte Gerücht war nur eines der vielen Auslöser, die mich dazu brachten, mich für die Wirkung von Hasspostings in Bezug auf die Flüchtlingsdebatte als Thema meiner Bachelorarbeit zu begeistern.

Im Jahr 2016 habe ich meine zweite Bachelorarbeit mit dem Titel „Hetze im Netz – Wirkung von Hasspostings via Facebook“ verfasst. Ich will euch jetzt nicht mit Einzelheiten über diese wissenschaftliche Arbeit bombardieren oder langweilen, obwohl ich zugeben muss, dass dieses Thema wohl kaum langweilig ist.

Um mich auf dieses Thema vorzubereiten, habe ich viele Artikel von diversen seriösen sowie fragwürdigen teils rechtspopulistischen Medien gelesen. Dabei scheint die Emotion Angst ein zentrales Element der medialen Berichterstattung zu sein.

Falschmeldungen

Mit den Kommentaren unter Zeitungsartikeln habe ich mich ebenfalls ausführlich befasst und immer wieder kam der Gedanke auf, dass Medienkompetenz und ein kritischer sowie reflektierter Umgang mit Medien von hoher Bedeutung sind. Dabei fällt auf, dass Informationen oftmals aus dem Zusammenhang gerissen werden und Falschmeldungen verbreitet werden. Dabei scheint es, dass vor allem das primäre Ziel verfolgt wird, möglichst viele Likes und Shares zu bekommen.

Die im Internet gegebene Anonymität des/der Angreifers/Angreiferin und des Gegenübers trägt dazu bei, dass die Hemmschwelle sinkt und es leichter fällt abfällige, verletzende Worte und Drohungen zu äußern.

Hasspostings sind dabei immer präsenter als positive Postings, diese gehen meistens unter. Oftmals bringt man keine Energie auf, solchen Ansichten zu widersprechen und die VerfasserInnen aufzuklären, da ein aggressiver, unsachlicher und respektloser Umgangston nicht förderlich für die Debatte ist. Ingrid Brodnig hat in ihrem Buch „Hass im Netz“ schon einen möglichen Handlungsweg generiert. Um eine Diskussion auf Augenhöhe zu führen, sollte in erster Linie versucht werden, die Debatte auf eine sachliche Ebene zu heben.

Die Macht der Wiederholung

Ausgehend von diversen Studien und eigenen Beobachtungen und Ergebnissen meiner wissenschaftlichen Arbeit suggeriert die ständige Wiederholung von Falschmeldungen, welche Flüchtlinge als TäterInnen darstellen, bei den RezipientInnen, dass diese Informationen einen Wahrheitsgehalt aufweisen müssen, da diese ja immer und immer wieder auftauchen.

Was genau sind denn unsere Werte?

Die vermeintliche 'Bedrohung unserer österreichischen Werte' aufgrund des Flüchtlingsandrangs wird in Hasspostings des Öfteren zum Thema gemacht. Und immer wieder drängt sich mir die Frage auf:

Nächstenliebe, Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft - sind das nicht unsere Werte?

Weiterführende Links

  • Jugendportal: Gib Fake News Keine Chance - UPDATE
  • Jugendportal: 7 Tipps, wie du Fake News erkennen kannst - UPDATE
  • Simon Hadler (2015) ORF online "Eins und eins ist nicht drei"
  • Arendt, F. (2010). Cultivation effects of a newspaper on reality estimates and explicit and implicit attitudes. Journal of Media Psychology.
  • Die Aussagen „Flüchtlinge kriegen so viel geschenkt“ und „Die kriegen so viel Unterstützung und wir Österreicher nicht“ stammen aus dem empirischen Teil, der Gruppendiskussion, meiner Bachelorarbeit und kamen so ähnlich auch in zahlreichen Postings vor.
  • Ingrid Brodnig (2016). Hass im Netz: Was wir gegen Hetze, Mobbing und Lügen tun können.

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Jugendportal.at wurde zuletzt am 26.04.2024 bearbeitet.

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